Sind Rückführungen in vergangene Leben sinnvoll?
Gelegentlich erreichen mich Anfragen, ob ich auch Rückführungen in frühere Verkörperungen / Leben mache.
Ich habe Verständnis dafür, wenn man – aus Neugier oder aus was sonst für Gründen – aus der immer unfreundlicher und anödender werdenden Gegenwart den Blick in ferne und interessante Vergangenheiten lenken möchte (um dabei vielleicht sogar festzustellen, dass man irgendwann mal bedeutender war als jetzt).
Bloß ist das alles viel komplizierter, als manche glauben. Es mag sein, dass im Zuge der Bewusstseins Entwicklung, die Frage der Wiederverkörperung immer aktueller wird. Aber wir haben nicht gelernt, damit umzugehen. Ansätze gab es, sich hineinzufinden; doch die versandeten in sektiererischen Zirkeln. Tatsache ist: wir können nicht damit umgehen. Es kann passieren, daß besonders sensible Menschen mit starkem geistigem Potential – mitunter ohne jemals mit solchen Fragen sich beschäftigt zu haben – spontan von Rückerinnerungen an ein früheres Leben heimgesucht werden.
Achtung: Das kann durch Begegnungen ausgelöst werden, oder durch andere Anstöße; und sowas kann – im Gegensatz zu den Erwartungen mancher Rückführungsinteressierter – zu Problemen oder auch sehr großen Problemen führen.
Nicht nur, daß man bei normalem Verstand diese unvermittelt hereinbrechenden Erinnerungen zunächst für Halluzinationen halten mag und man erst nach und nach, im Zusammenhang mit sonstigem, dahinterkommt, worum es sich handelt. Man erlebt sich selbst, mit ganz anderem Körper unter Lebensumständen, die nicht die geringste Ähnlichkeit haben mit dem, was man um sich herum gewohnt ist. Und einen Menschen aus seiner nächsten Nähe, den man als intelligent und besonnen kennt, erlebt man vielleicht plötzlich mit ganz anderem Gesicht, aber doch erkennbar, als blutrünstigen Unhold. Kann passieren. Und dadurch entstehen, ganz klar, Probleme. In solchen Fällen denkt man mitunter nicht so sehr an Rückführung, sondern vielmehr an die Frage, wie sich solche spontane «Rückführung» abdämpfen ließe.
Die Verkörperungen hängen über sehr sublime Fäden auf äußerst komplizierte Weise über die verschiedenen Ebenen hin untereinander zusammen. Irgendwelche äußere Abläufe, Ereignisse können in der körperlichen Konstitution ihren Niederschlag finden, Gepflogenheiten beim äußeren Handeln in der Art, wie man Gedanken faßt; und so weiter: wenn man es rein äußerlich nimmt ist da nichts mehr wiederzuerkennen. In früheren Leben wurde ein Geflecht aus Bedingungen, auch sozialen Bedingungen, geschaffen, mit denen man nun zu tun hat; unabhängig davon, ob man von den Hintergründen dieser Bedingungen weiß oder nicht.
Und dieses Bedingungsgeflecht zum Bewusstsein zu bringen ist nicht so einfach. Wenn man nun, rein mit gesundem Menschenverstand und mit gesundem Verantwortungsbewusstsein gegenüber sich selbst und seiner Umgebung, sich dem widmet, mit dem man konfrontiert ist, sich darüber ganz elementar um Disziplinierung seines Innenlebens kümmert und insgesamt versucht, seine Sache so ‹gut› zu machen, wie es eben geht – kann sich auch nach und nach der Blick schärfen für die Hintergründe der Probleme, Aufgaben und Möglichkeiten; und wenn sich auf solchen Wegen nach und nach auch Erinnerungen an Früheres einstellen, so erlebt man das als in der Realität eingebettet und kann damit umgehen.
Wo man aber durch künstliche Maßnahmen – etwa durch Zuhilfenahme von Hypnose – solche Rückführungen versucht – da weiß man im Grunde nicht, wo man landet.
Selbst wenn diejenige Person, auf die man da «zurückgeführt» wird, tatsächlich ‹man selbst› war, so hat man ja doch keinerlei Verbindung zwischen dieser vergangenen Person und seinem «Jetzt»; höchstens, daß man so ein bisschen die oberflächliche Neugier befriedigt hat. Aber es kann sich genauso gut um ein auf irgendwelchen Wegen Zustande gekommenes Phantom handeln.
Alles in Allem: wozu eine solche Rückführung gut sein sollte – wüsste ich in der Tat nicht.
Selbst wenn ich es könnte – ich würde sowas nicht versuchen; und ich würde auch niemandem raten, sich jemandem, der es kann oder es zu können glaubt, zu einem solchen Rückführungsversuch anzuvertrauen. Für reine Neugierde Befriedigung ist das ein zu kompliziertes und anspruchsvolles Gebiet; und was die Probleme in diesem Leben betrifft, so bemüht man sich am besten um elementaren klaren Blick und gesunden Menschenverstand; und wenn man nüchtern und sachlich mit dem Jetzt umgeht, entwickelt man vielleicht nach und nach auch ein Gespür und einen Blick für die Tiefen und Untergründe dieses Jetzt.
Kommentar – Schweiz- Medium Tedora
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